Friday, 24 April 2020

Heidelberg Castle | Exhibitions Gründung vor 350 Jahren: Ruprecht von der Pfalz und die Hudson’s Bay Company

Ruprecht von der Pfalz, der Sohn des „Winterkönigs“ Friedrich V. und Elisabeth Stuarts, wurde am 2. Mai 1670, vor genau 350 Jahren, der Gründungsdirektor der berühmten Hudson‘s Bay Company. Das Handelsunternehmen existiert heute noch, ist weltweit tätig und obendrein das älteste eingetragene Unternehmen Kanadas. Das damalige Territorium der Gesellschaft, die das Monopol auf den gesamten Pelzhandel im Gebiet der Hudson Bay hatte, trägt ihrem Gründer zu Ehren heute noch den Namen „Rupert’s Land“.

EIN KURPFÄLZISCHER PRINZ IN ENGLAND

Ruprecht von der Pfalz, der dritte Sohn des Kurfürstenpaars Friedrich V. und Elisabeth Stuart, wurde im Jahr des Wendepunkts der kurpfälzischen Geschichte geboren: Er kam im Dezember 1619 in Prag zur Welt, wenige Wochen nach der Krönung seines Vaters zum König von Böhmen. Das weitere Schicksal der Familie ist bekannt: Friedrich V. verlor die Königskrone und sein Kurfürstentum und ging ins Exil in die Niederlande. Ruprechts Lebensweg hingegen war nicht von Niederlagen gekennzeichnet: Als Neffe des englischen Königs Karl I. orientierte er sich an der Familie seiner Mutter und ging an den Hof in London. Hier diente er als Duke of Cumberland der royalistischen Sache: Er war Generalissimus aller englischen Armeen und leitete als Admiral die englische Flotte. An den Stammsitz seiner Eltern kehrte er nur einmal zurück: In den Jahren 1654 bis 1656 hielt er sich im Schloss Heidelberg auf.

 

ERSTER DIREKTOR DER HUDSON’S BAY COMPANY
Ruprecht war nicht nur ein begabter Heerführer, auch als Unternehmer machte er sich einen Namen. Er schlug dem englischen König Karl II., seinem Cousin, die Gründung einer Gesellschaft vor, die den lukrativen Fellhandel in Nordamerika fördern sollte. Der König setzte den Plan um: Von der am 2. Mai 1670 gegründeten „Company of Adventurers Trading into Hudson’s Bay“ wurde Ruprecht zum ersten „Governor“ gewählt. Mit der königlichen Gründungsurkunde erhielt die Gesellschaft das Handelsmonopol auf den gesamten Pelzhandel in dieser Gegend – ein rund 3,9 Millionen km² umfassendes Gebiet, das von der Hudson Bay bis an den Pazifik reichte.

 

RUPERT‘S LAND

Auch wenn der Hudson’s Bay Company in der „Royal Charter“ König Karls II. formal nur die Kontrolle des Pelzhandels übertragen wurde, war sie die einzige Verwaltung des Gebiets und nutzte es wie eine Privatkolonie, die zu Ehren des Gründungsdirektors den Namen „Rupert’s Land“ erhielt. Sie errichtete Stützpunkte, baute Beziehungen mit den Indianervölkern der Region auf und entsandte Expeditionen zur Erkundung des Landes. 1821 vereinte sich die North West Company (NWC) aus Montréal mit der Hudson’s Bay Company. Das gemeinsame Einzugsgebiet erstreckte sich nun vom Arktischen Ozean im Norden und dem Atlantischen Ozean im Osten bis tief in den Westen bis zu den Rocky Mountains – Rupert‘s Land erreichte seine größte Ausdehnung, ein Gebiet, das noch heute diesen Namen trägt.

 

MODERNE HANDELSGESELLSCHAFT MIT BEDEUTENDER GESCHICHTE

Die Hudson’s Bay Company ist das älteste eingetragene Unternehmen in Kanada. Von ihrem Hauptquartier in York Factory an der Hudson Bay aus kontrollierte sie über 200 Jahre lang den Pelzhandel in großen Teilen des britisch beherrschten Nordamerika. Ihr Netzwerk von Handelsposten bildete den Kern der späteren Behörden im westlichen Kanada und den USA. Im späten 19. Jahrhundert wurde ihr riesiges Territorium zum größten Bestandteil des neu entstehenden Staates Kanada, in dem die Gesellschaft der größte private Landbesitzer war. Nach dem Niedergang des Pelzhandels entwickelte sich das Unternehmen zu einer Handelsgesellschaft, die lebenswichtige Güter an die Siedler im kanadischen Westen verkaufte. Heute ist die Gesellschaft für ihre Warenhäuser unter der Marke Hudson’s Bay bekannt. Sie firmiert als Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Toronto und beschäftigt 66.000 Mitarbeiter.

 

Information

Aktuell ist Schloss Heidelberg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen. Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.

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