HÜTER UND MÄZEN DES SCHLOSSES
Louis Charles François de Graimberg-Belleau, geboren 1774 auf Schloss Paars bei Château-Thierry, 1791 emigriert, entdeckte das Heidelberger Schloss im Jahr 1811. Er war von der mächtigen Ruine fasziniert, von der die Natur damals zunehmend Besitz ergriffen hatte – so sehr, dass er seine geplante Rückkehr nach Frankreich aufgab und sogar in die Ruine zog, um die Zerstörung der Anlage zu verhindern. Er richtete sich ein kleines Zimmer im Torturm des Gläsernen Saalbaus ein, sein Standort, von dem aus er sich darum kümmerte, dass die Mauern erhalten blieben – auf eigene Kosten! Außerdem sammelte er Gemälde, Grafiken, Münzen, Keramik und Porzellan zur Geschichte der Pfälzer Kurfürsten, die er im Friedrichsbau präsentierte. Doch vor allem waren es seine eindrucksvollen Kupferstiche, die die Schlossruine überregional bekannt machten und sie zum Anziehungspunkt des Rheintourismus werden ließen. Von 1811 bis zu seiner Hochzeit 1823 lebte er in der Ruine und nutzte danach sein Zimmer als Atelier und Verkaufsraum seiner Kupferstiche.
ANNÄHERUNG AN EINE PERSÖNLICHKEIT
Anlässlich des Themenjahres „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“ präsentieren die Staatlichen Schlösser und Gärten den Wohn- und Arbeitsraum in Anlehnung an eine historisch überlieferte Zeichnung des originalen Zimmers neu. „Wir möchten Charles de Graimberg und seine wichtige Rolle für das Schloss in unserer Präsentation viel deutlicher sichtbar machen und ihn als das vorstellen, was er war: Bewahrer, Erforscher und Vermittler“, sagt Dr. Uta Coburger, für Schloss Heidelberg und das Konzept der Wiedereinrichtung verantwortliche Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Graimbergs Zimmer wird ab sofort neuer fester Bestandteil in unseren Standardführungen als Station auf dem Weg durch den Gläsernen Saalbau zum Friedrichsbau. Damit ist diese bedeutende Persönlichkeit bei den Schlossbesuchern immer präsent.“
INSZENIERUNG NACH ORIGINALER VORLAGE
Da eine museale Präsentation mit originalen Ausstattungsstücken aufgrund der konservatorischen Bedingungen nicht möglich ist – das Raumklima lässt dies nicht zu – griffen die Staatlichen Schlösser und Gärten auf das Konzept einer Inszenierung mit Mobiliar aus anderem Zusammenhang zurück. Sie orientierten sich inhaltlich dabei an einer Zeichnung von Graimberg, der kurz nach seinem Einzug sein Zimmer porträtierte: eine Schreibkommode, ein Tisch und zwei Stühle sind darauf zu sehen. Neben diesen Möbelstücken, die auch jetzt wieder im Raum aufgestellt wurden, ergänzen reproduzierte Kupferstiche und Postkarten mit den wichtigsten Schlossansichten von Graimberg, eine Standuhr, ein Eisenofen aus dem frühen 19. Jahrhundert sowie Alltagsgegenstände wie Arbeitsmaterialien, Kerzenleuchter und Becher die Ausstattung. An den Wänden sind Reproduktionen von Porträts von Graimberg selbst und seiner Familie angebracht. Die Objekte im Zimmer stehen dabei stellvertretend für die Wirkungsfelder des engagierten Schlossbewohners.
SONDERFÜHRUNG UND VORTRAG ZU CHARLES DE GRAIMBERG
Mit der Persönlichkeit von Charles de Graimberg als Hüter und Mäzen des Schlosses beschäftigen sich zwei Veranstaltungen im Rahmen des Themenjahrs der Staatlichen Schlösser und Gärten „Ziemlich gute Freunde. Frankreich und der deutsche Südwesten“: Die Sonderführung „Charles de Graimberg – ein Franzose rettet das Schloss“ am 11. Mai um 15 Uhr führt die Besucher auf die Spuren des französischen Emigranten. Einen besonderen Zugang zum Themenjahr bietet eine Vortragsreihe im Ottheinrichsbau von Schloss Heidelberg. Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg, spricht am 5. Juni über „Charles de Graimberg als ‚Retter‘ des Schlosses und Sammler des ersten Schlossmuseums“. Die Vorträge finden im Herrensaal des Ottheinrichsbau statt und beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
VIELFALT DES THEMENJAHRES
Zahlreiche neu konzipierte Sonderführungen lassen die vielfältigen Einflüsse des mächtigen Nachbarlandes für die Kurpfalz und Schloss Heidelberg sichtbar werden: Neben der Führung „Charles de Graimberg – ein Franzose rettet das Schloss“ am 11. Mai kann man sich am 30. Juni und 6. Oktober auf die „Spuren Victor Hugos und anderer Romantiker“ begeben. Die Programmvielfalt im Themenjahr „Ziemlich gute Freunde“ ist groß: Besondere Führungen, Feste, Märkte und Konzerte wechseln sich ab mit Ausstellungen, Lesungen und Vorträgen. Alle Informationen gibt’s im Internet unter www.ziemlich-gute-freunde.de.
www.schloss-heidelberg.de
www.ziemlich-gute-freunde.de
SERVICE
Sonderführung
„Charles de Graimberg – ein Franzose rettet das Schloss“
Referent: Heiner Grombein
Samstag, 11.05.2019, 15:00 Uhr
PREIS: Erwachsene: € 6,00 zzgl. € 8,00 Schlossticket / Ermäßigte: € 3,00 zzgl. € 4,00 Schlossticket
Eine telefonische Anmeldung ist erforderlich.
Service Center der kurpfälzischen Schlösser Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen
Telefon +49 (0) 62 21 . 6 58 88-0
service@schloss-heidelberg.com
VORTRAG
Charles de Graimberg als „Retter“ des Schlosses und Sammler des ersten Schlossmuseums.
Prof. Dr. Frieder Hepp, Direktor des Kurpfälzischen Museums Heidelberg
Mittwoch, 5. Juni 2019, 18.30 Uhr
ORT: Herrensaal im Ottheinrichsbau
EINTRITT: frei
Kontakt
Schlossverwaltung Heidelberg
info@schloss-heidelberg.de
+49(0) 62 21.53 84 18
+49(0) 62 21.53 84 10