Montag, 19. August 2019

Schloss Heidelberg | Führungen & Sonderführungen Wendepunkt vor 400 Jahren: Kurfürst Friedrich V. wird König von Böhmen

Am 26. August jährt sich zum 400. Mal die Wahl des pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. zum böhmischen König. Vielen ist nicht bewusst, wie eng das Schicksal von Schloss Heidelberg mit diesem Ereignis verknüpft ist. 1619 erreichten die Macht des Kurfürsten und der Glanz seiner Heidelberger Residenz ihren Höhepunkt – und zugleich einen Wendepunkt des Schicksals. Das „böhmische Abenteuer“ wurde für Friedrich V. und sein Schloss zum Verhängnis: Seine Herrschaft in Prag dauerte nur ein Jahr. Der Jahrestag der Königswahl ist für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Anlass, in der Sonderführung „Von Heidelberg nach Prag. Ein pfälzischer Kurfürst wird König von Böhmen“ auf die vielfältigen historischen Verbindungen zwischen der Kurpfalz und Böhmen zu blicken und auf das damit verbundene Schicksal der prunkvollen Residenz.

HÖHEPUNKT DER SCHLOSSARCHITEKTUR
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatten die Kurfürsten von der Pfalz den Höhepunkt ihrer Macht erreicht: Ihre Residenz, eine der prächtigsten Schlossanlagen Europas, kündet von der Bedeutung ihrer Bewohner – Kurfürst Friedrich V. und seine Frau Elisabeth Stuart, Tochter des englischen Königs. Die Zeit des größten Glanzes leitete gleichzeitig den Wendepunkt ein. 1619 beginnt der Niedergang des kurpfälzischen Herrscherhauses. Zugleich endet die Geschichte des Schlossbaus in Heidelberg. Zu dieser Zeit aber präsentierte sich die kurpfälzische Residenz als mächtiger Baukomplex, so prachtvoll und herrschaftlich wie kaum eine andere in Europa. Die Kurfürsten hatten die besten Architekten ihrer Zeit versammelt und Generation um Generation waren Palastbauten von europäischem Rang entstanden.

SCHLOSS HEIDELBERG ALS VORBILD IN EUROPA
1618 hatte die Schlossarchitektur mit dem noch unvollendeten Schlossgarten, dem Hortus Palatinus, ihren höchsten Glanz erreicht. Den letzten Palast im Schlossensemble, den Englischen Bau, errichtete Kurfürst Friedrich V. in den Jahren 1612 bis 1614: Die klaren Formen orientieren sich am Vorbild des italienischen Architekten Andrea Palladio. Seine Prunkfassade, der Stadt zugewandt, wird wiederum Vorbild für eine Reihe prominenter Palastbauten in Böhmen. Hier knüpft die besondere Führung der Staatlichen Schlösser und Gärten an: Der Rundgang „Von Heidelberg nach Prag. Ein pfälzischer Kurfürst wird König von Böhmen“ am 400-jährigen Jahrestag der Königswahl, am 26. August um 16 Uhr, macht die vielfältigen historischen Verbindungen zwischen der Kurpfalz und Böhmen sichtbar.

DER FALL DES „WINTERKÖNIGS“
Der Wahl Friedrichs zum König vorausgegangen war ein Aufstand der Stände in Böhmen. Anlass war ein Streit um die Religionsfreiheit. Die überwiegend protestantischen Stände warfen ihrem katholischen Landesherrn, Kaiser Matthias, und dem 1617 zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand von Habsburg vor, die von Kaiser Rudolf II. im Majestätsbrief von 1609 zugestandene Religionsfreiheit der Protestanten zu verletzen. Die Stände erklärten König Ferdinand für abgesetzt und boten am 26. August 1619 dem Heidelberger Kurfürsten Friedrich V. die Königskrone an. Die Rebellen erhofften sich von dessen mächtigen Verbündeten im protestantischen Lager Unterstützung. Trotz der Warnungen seiner Räte nahm Friedrich im Oktober 1619 die Wahl an. Bereits wenige Monate später stellte der inzwischen zum Kaiser gekrönte Ferdinand II. ihm seine Heere entgegen. Sein Feldherr Tilly besiegte den jungen König in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 bei Prag vernichtend. Dass Friedrichs Herrschaft in Böhmen nur ein Jahr gedauert hatte, verschaffte ihm den Spottnamen „Winterkönig“. 1621 verhängte der Kaiser über ihn die Reichsacht, enthob ihn seiner Würden – und vor allem seiner Besitzungen. Von dieser Niederlage erholte sich die Kurpfalz als eine der vormals großen Mächte im Reich nicht mehr. Friedrich V. floh ins holländische Exil nach Den Haag. 1632 starb er nach wiederholten Rückkehrversuchen in Mainz.

DAS SCHICKSAL DES SCHLOSSES
Für das Heidelberger Schloss begann eine Zeit der Vernachlässigung und der Zerstörungen. Am Ende des 17. Jahrhunderts war die großartige Palastanlage eine Ruine, zerstört von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV., verlassen und vergessen. Erst einhundert Jahre später entdeckten Reisende, Maler und Poeten die malerisch über dem Neckar gelegenen Überreste der altehrwürdigen ehemaligen Residenz als Inbegriff einer romantischen Ruine. In Gedichten, Liedern und Bildern verewigten sie das stimmungsvolle Denkmal – und langsam entwickelte sich auch das Bewusstsein, die geschichtsträchtige Schlossruine zu erhalten.
www.schloss-heidelberg.de

SERVICE
Sonderführung
Von Heidelberg nach Prag. Ein pfälzischer Kurfürst wird König von Böhmen
Referent: Heiner Grombein

TERMIN
Montag, 26. August 2019, 16:00 Uhr

WEITERER TERMIN
Samstag, 9. November 2019| 15:00 Uhr

PREIS
Erwachsene: € 6,00 zzgl. € 8,00 Schlossticket
Ermäßigte: € 3,00 zzgl. € 4,00 Schlossticket
Eine Anmeldung ist erforderlich.

INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Service Center der kurpfälzischen Schlösser Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen
Telefon +49 (0) 62 21 . 6 58 88-0
Telefax +49 (0) 62 21 . 6 58 88-18
service@schloss-heidelberg.com

Download und Bilder

Blick zum englischen Bau und dicken Turm

Bildnachweis
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