ZERSTÖRUNG UND ERINNERUNG
Das 17. Jahrhundert mit seinen kriegerischen Auseinandersetzungen brachte das Ende der schon seit 1619 verlassenen Residenz der einst machtvollen Kurfürsten von der Pfalz. Die Begründung für den Pfälzischen Erbfolgekrieg am Ende des Jahrhunderts bot eine Klausel im Ehevertrag der kurpfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte, genannt Liselotte von der Pfalz, Tochter von Kurfürst Karl I. Ludwig. Als 1685 Liselottes Bruder, Kurfürst Karl II., kinderlos starb, nahm der französische König Ludwig XIV. das zum Anlass, Erbansprüche auf Teile der Kurpfalz zu erheben. Unter diesem Vorwand ließ er seine Truppen 1688 in die Kurpfalz einmarschieren. Im Frühjahr 1689 wurden Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms und viele andere Orte verwüstet. Bei einem erneuten Angriff der französischen Truppen vier Jahre später wurden Stadt und Schloss Heidelberg endgültig zerstört. Am 6. September zündeten Soldaten 38 Minen, geladen mit 27.000 Pfund Pulver. Ein Kommandant berichtet über die Lage am „Gesprengten Turm“: „Die Hälfte des Turmes und die Traverse sind in den Graben gestürzt. Die Gewölbe sind zerstört“ – ein Zustand, wie er sich allen, die das Schloss besuchen, heute noch eindrucksvoll darstellt. An die Zerstörung des Schlosses durch den französischen General Ezéchiel de Mélac im Jahr 1689 und 1693 erinnert heute die dreimal im Jahr stattfindende „Schlossbeleuchtung“ mit bengalischem Feuer an den Schlossmauern: eine Inszenierung der Zerstörung des Schlosses im Erbfolgekrieg.
ZEUGNIS DER GESCHICHTE
Der Gesprengte Turm ist das eindrücklichste Zeugnis des Schicksals der einstigen kurfürstlichen Residenz. Errichtet als Teil der ursprünglichen Befestigung um 1490, beeindruckte der zerborstene Turm mit seiner abgestürzten Mauer die Besucher von Anfang an und inspirierte Dichter und Künstler zu philosophischen Betrachtungen und malerischen Ansichten – auch Johann Wolfgang von Goethe, der als einer der ersten diesen Anblick 1779 in einer Zeichnung festhielt.
VERWÜSTUNG UND NEUENTDECKUNG
Am Ende des 17. Jahrhunderts war die großartige Palastanlage eine Ruine, zerstört von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV., verlassen und vergessen. Erst einhundert Jahre später entdeckten Reisende, Maler und Poeten die malerisch über dem Neckar gelegenen Überreste der altehrwürdigen ehemaligen Residenz als Inbegriff einer romantischen Ruine. In Gedichten, Liedern und Bildern verewigten sie das stimmungsvolle Denkmal – und langsam entwickelte sich auch das Bewusstsein, die geschichtsträchtige Schlossruine zu erhalten: etwa durch die Initiative von Charles de Graimberg, französischer Emigrant in Heidelberg am Beginn des 19. Jahrhunderts, der sich die größten Verdienste um die Erhaltung der Schlossanlage erworben hat.
Freitag, 30. August 2019
Am 6. September 1693 wurde aus der Residenz eines der bedeutendsten Herrscherhäuser Europas eine Ruine: Französische Soldaten sprengten im Pfälzischen Erbfolgekrieg auf Befehl des Sonnenkönigs Ludwig XIV. die mächtigen Bauten der Heidelberger Schlossanlage – 27.000 Pfund Schießpulver sorgten für eine historische Zäsur. Die jahrhundertelang genutzte kurfürstliche Residenz wurde zur Ruine – und die wurde weltbekannt und entwickelte sich zur Attraktion für Reisende aus Nah und Fern. Als Denkmal einzigartig ist dabei der „Gesprengte Turm“: Die Mauerteile der Ostbefestigung, die bei der Sprengung in den Graben stürzten, liegen dort vollkommen unverändert – seit 326 Jahren. Wer heute das Schloss besucht, kann sich jederzeit selbst ein Bild von der außergewöhnlichen Situation machen: Der Gesprengte Turm befindet sich im frei zugänglichen Bereich der Schlossanlage.