HEIDELBERG ALS REISEZIEL
1840 begab sich Victor Hugo auf eine Deutschlandreise. Zu diesem Zeitpunkt war der Schriftsteller längst berühmt: Sein Roman „Nôtre Dame de Paris – 1482“ war 1831 erschienen und machte ihn schnell berühmt. „Der Glöckner von Notre-Dame“, wie das Werk auf Deutsch heißt, gilt als eines der erfolgreichsten Bücher der Romantik und ist bis heute ein Klassiker. Das Werk beschreibt nicht nur die Geschichte von Quasimodo und Esmeralda, sondern auch die Architekturgeschichte der berühmten Pariser Kirche, die Hugo anhand historischer Quellen erforschte. So nimmt auch der Besuch in Heidelberg im Oktober 1840 in seinem Reisebericht „Die Rheinreise („Le Rhin“), den Victor Hugo 1845 veröffentlichte, einen zentralen Platz ein ‒ für ihn waren Stadt und Schloss der romantische Höhepunkt seiner Reise. Die Schlossruine Heidelberg galt schon damals als Sehnsuchtsziel der Romantiker, für Dichter wie Maler.
ROMANTISCHES PORTRÄT EINER STADT
In den acht Tagen seiner Anwesenheit in Heidelberg widmete Victor Hugo seine Aufmerksamkeit den Geschichten und Legenden und schuf ein romantisches Bild der Stadt und ihrer größten Sehenswürdigkeit: „Ich habe das Schloss durch den Garten verlassen und beim Hinuntersteigen habe ich nochmals einen Augenblick auf einer der unteren Terrassen haltgemacht. Die Ruine hinter mir, die den Mond verdeckte, bildete auf halbem Hang einen großen Schattenbusch, aus dem nach allen Seiten dunkle und leuchtende Linien hervorbrachen, die den undeutlichen, dunstigen Hintergrund der Landschaft streiften. Unter mir erstreckte sich Heidelberg, an den Fuß des Berges in das Tal geduckt, alle Lichter waren erloschen, alle Türen geschlossen; und dahinter hörte ich den Neckar rauschen, der dem Hügel und der Ebene etwas zuzuflüstern schien.“
SCHLOSS HEIDELBERG, VON FEEN ERBAUT
Beim Anblick der majestätischen Ruine faszinierte Victor Hugo besonders das Zusammenspiel von Natur, Architektur und Geschichte. „Die Heidelberger Residenz hat von allem etwas. Sie ist eines jener Bauwerke, in dem sich die anderswo nur verstreuten Schönheiten häufen und eine Mischung eingehen“, beschreibt er seinen ersten Eindruck. Beim Anblick des Ottheinrichsbaus empfand er dies ganz besonders: „Ich kann Ihnen nicht sagen, was an dieser Mischung aus Kunst und Wirklichkeit so unaussprechlich ist; da ist Kampf und Harmonie zugleich. […] Mir scheint, dass dieser von Feen der Renaissance erbaute Palast erst jetzt in seinem natürlichen Zustand ist.“
MAGIE DER NACHT
Ganz im Sinne der Romantik ließ der Dichter Hugo die Schlossruine auch bei Nacht im Schein des Mondes auf sich wirken: „Nichts ist größer als verfallene Pracht. Die Ruine strahlte unter dieser Beleuchtung und zu dieser Stunde eine unaussprechliche Trauer, Lieblichkeit und Erhabenheit aus. Ich glaubte, im Rascheln der kaum erkennbaren Bäume und Sträucher irgendetwas Ernstes und Respektvolles zu spüren. Ich vernahm keine Schritte, keine Stimme, keinen Hauch. Hier im Hof gab es weder Schatten noch Licht; eine Art verträumter Dämmerung formte alles, erhellte alles und verschleierte alles. Durch das Gewirr von Lücken und Spalten fielen bis in die finstersten Ecken schwache Mondstrahlen hinein; und in den schwarzen Tiefen sah ich unter den unerreichbaren Gewölben und Gängen sich langsam bewegende weiße Formen. Es war die Stunde, da die Fassaden der alten verlassenen Gebäude keine Fassaden mehr sind, sondern Gesichter. […]. Man sollte sich einen verfallenen Palast oder ein Kloster lieber in der Nacht als bei Tage ansehen.“
ROMANTIK PUR
Die wohl berühmteste Ruine der Welt gilt bis heute als Sinnbild der Romantik. Mit ihren Werken begründeten die Maler und Dichter des frühen 19. Jahrhunderts den Ruhm von Schloss und Stadt, deren Zauber bis heute ungebrochen ist. Die geborstenen, efeuüberwucherten Mauern erweckten während der vergangenen Jahrhunderte in Dichtern und Malern eine melancholische Stimmung. Die beeindruckende Architektur, die stimmungsvolle Einbettung in die Natur und die bezaubernde Lage oberhalb des Neckars begeistern Besucherinnen und Besucher bis heute.
HIGHLIGHT-MONUMENT DES THEMENJAHRES
Im Themenjahr 2022 „Liebe, Lust und Leidenschaft. Leben in Schlössern und Klöstern“ präsentieren die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Schloss Heidelberg als Highlight-Monument: Zahlreiche Sonderführungen beleuchten die Geschichte von Schloss Heidelberg, die Beziehungen seiner ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner sowie seinen Einfluss auf Dichtung und Malerei. Alle Veranstaltungen und Informationen zum Themenjahr sind auf dem Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten unter www.schloesser-und-gaerten.de verfügbar.
INFORMATION UND SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN
Täglich 9.00 bis 17.00 Uhr, letzter Einlass 16.30 Uhr
EINTRITT
Schlossticket
Erwachsene 9,00 €
ermäßigt 4,50 €
mit Schlossführung
(zzgl. Schlossticket)
Erwachsene 15,00 €
ermäßigt 3,00 €
Familien 15,00 €
Mit Audioguide
(zzgl. Schlossticket)
Pro Person 6,00 €
HINWEISE
Das Schlossticket beinhaltet die Hin-und Rückfahrt mit der Bergbahn zum Schloss, den Schlosshofeintritt, die Besichtigung des Großen Fasses sowie den Eintritt in das Deutsche Apotheken-Museum.
Die Innenräume sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Dauer: jeweils 60 Minuten. Der Schlossgarten ist tagsüber frei zugänglich.
Deutsches Apotheken-Museum
Täglich 10.00–17.00 Uhr
BESUCHSHINWEISE
Für den Besuch von Schloss Heidelberg gilt aktuell 2G-Nachweis: Geimpfte oder genesene Personen, falls die Infektion nicht länger als 3 Monate zurückliegt, erhalten Zutritt zu dem Monument, wenn ein amtliches Ausweisdokument im Original vorgelegt werden kann, um die Identität überprüfen zu können.
Es gilt die Maskenpflicht, sobald der Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann. In den Innenbereichen gilt grundsätzlich Maskenpflicht. Personen ab 18 Jahren müssen eine FFP2-Maske oder vergleichbare Maske tragen. Alle Ausnahmen von den oben genannten Vorgaben der aktuellen Corona-Verordnung und weitere Informationen zu einem Besuch von Schloss Heidelberg sind auf der Website www.schloesser-und-gaerten.de verfügbar.
KONTAKT
Schloss Heidelberg
69117 Heidelberg
+49(0)62 21.53 84-0
info@schloss-heidelberg.de