Freitag, 13. November 2015

Schloss Heidelberg | Allgemeines NEUES STANDARDWERK ZUR BAUGESCHICHTE VORGESTELLT

Schon lange ist kein umfassendes Werk mehr zum Heidelberger Schloss und seiner Baugeschichte erschienen. Nun konnte im Besucherzentrum des Schlosses das Buch des Architekturhistorikers Julian Hanschke präsentiert werden. Entstanden ist es aus einem Projekt am Institut für Kunst- und Baugeschichte der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie. Unterstützt wurde die Realisierung von der Stadt Heidelberg und von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Eindrucksvoll und noch nie zu sehen: die vielen dreidimensionalen Rekonstruktionen der Bauphasen des mächtigen Schlosses.

Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte des berühmten Schlosses

Schon lange ist kein umfassendes Werk mehr zum Heidelberger Schloss und seiner Baugeschichte erschienen. Nun konnte im Besucherzentrum des Schlosses das Buch des Architekturhistorikers Julian Hanschke präsentiert werden. Entstanden ist es aus einem Projekt am Institut für Kunst- und Baugeschichte der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie. Unterstützt wurde die Realisierung von der Stadt Heidelberg und von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Eindrucksvoll und noch nie zu sehen: die vielen dreidimensionalen Rekonstruktionen der Bauphasen des mächtigen Schlosses.

NEUES STANDARDWERK IM SCHLOSS VORGESTELLT
Geschäftsführer Michael Hörrmann von den Staatlichen Schlössern und Gärten präsentierte denn auch das neue Werk zur Geschichte und Baugeschichte der einstigen Residenz der Kurfürsten der Pfalz: „Das Heidelberger Schloss zählt zu den prominentesten Schlossbauten Europas – vielen, die das Schloss vor allem als eindrucksvolle Ruine erleben, ist das gar nicht bewusst.“ Er begrüßte daher die neue Publikation ausdrücklich und wies daraufhin, dass das Buch auf viele Jahre hin ein Standardwerk zu Schloss Heidelberg sein werde. Gemeinsam mit Prof. Johann Josef Böker, dem Leiter des Fachgebiets Baugeschichte am Institut für Kunst- und Baugeschichte der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie, stellte er das Buch als gewichtiges Ergebnis der jahrelangen Forschungsarbeit vor.

ERBAUT ÜBER GENERATIONEN
Die Geschichte der Erbauung des Heidelberger Schlosses zieht sich über mehrere Jahrhunderte. Autor Julian Hanschke hat denn auch die zeichnerische Rekonstruktion der wichtigsten Bauphasen des Schlosses und seiner Innenräume vor der Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg in den Jahren 1689 und 1693 in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt. Das Forschungsprojekt, begonnen 2010 am Institut für Baugeschichte in Karlsruhe, umfasste die bauarchäologische Untersuchung der einzelnen Schloss-bauten und die Erstellung von detaillierten Rekonstruktionszeichnungen. Sie lassen jetzt die wichtigsten Etappen der Erbauung in großen Bildern anschaulich werden.

ARBEIT MIT DEN QUELLEN BRINGT NEUE ERKENNTNISSE
Dabei untersucht der Autor nicht nur den erhaltenen Baubestand der Schlossgebäude: Er wertete die zeitgenössischen Quellen in Texten und Bildern aus – und gewann daraus neue Erkenntnisse, etwa zur Entwicklung der Gebäude, die sich um den berühmten Schlosshof gruppieren. Natürlich, so Julian Hanschke, gebe es eine Fülle an oftmals sehr ergiebigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Baugeschichte von Schloss Heidelberg. „Einige Aspekte sind dennoch bislang in der Schlossforschung weitgehend unberücksichtigt geblieben“, so der Autor.

DREIDIMENSIONALE REKONSTRUKTIONEN DER BAUWERKE
Eines Themas hat sich Julian Hanschke besonders angenommen: Er zeigt in seinem Buch die bauliche Entwicklung des Schlosses Schritt für Schritt. Was man durch die jetzigen Forschungen über die einzelnen Bauphasen weiß, schlägt sich unmittelbar nieder in zeichnerischen Darstellungen. Daraus entstanden fünf dreidimensionale Gesamtmodelle des Schlosses. Bisher noch ganz unerforscht waren die Rekonstruktionen der Repräsentationsräume des Schlosses. So entstanden jetzt völlig unbekannte Einblicke in die Innenarchitektur des Bibliotheksbaus, des Frauenzimmerbaus, des Gläsernen Saalbaues sowie der Hauptsäle des Ottheinrichsbaus – alles Räume, die seit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg am Ende des 17. Jahrhundert verloren sind.

UNBEKANNTE PLÄNE IN DEN ARCHIVEN ENTDECKT
Wahre Schätze förderte die Arbeit von Julian Hanschke in den Archiven und Bibliotheken zutage. Es gelang ihm tatsächlich, zum weltberühmten Schlossbau noch neues Material aufzuspüren! Um nur einige zu nennen: Im „Wetzlarer Skizzenbuch“, einer Plansammlung des 17. Jahrhunderts und bekannt seit über 100 Jahren, identifizierte er einen Plan für den Umbau des Dicken Turmes an der Nordwestecke des Schlosses und einige Detailstudien zur Fassadengestaltung des benachbarten Englischen Baus. Die meisten Zuweisungen gelangen ihm in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart mit weiteren Originalplänen zum Dicken Turm. Sensationell lässt sich eine weitere Stuttgarter Entdeckung nennen: In Bauzeichnungen des Heidelberger Schlossbaumeisters Lorenz Lechler, die der Steinmetz offenbar zur Illustration seines bislang nur als purer Text überlieferten Lehrbuches angefertigt hatte, fand er eine ideale Vorlage etwa für den spätgotischen Erker des Bibliotheksbaus im Heidelberger Schlosshof. In Wien stieß er in der Sammlung der Akademie der bildenden Künste, die im Besitz einer Anzahl bekannter pfälzischer Bauzeichnungen ist, auf zwei unbekannte Gewölberisse, Entwürfe zum Gewölbe im ersten Obergeschoss des Heidelberger Glockenturmes aus dem späten Mittelalter.

FAST 500 SEITEN GEBALLTES WISSEN ZU SCHLOSS HEIDELBERG
Mit über 496 Seiten und 551 Abbildungen, darunter zahlreichen historischen Ansichten, Bauplänen, aktuellen Fotografien und aufwendigen digitalen Rekonstruktionen, bietet das Werk einen umfassenden Bildatlas zur Baugeschichte des Heidelberger Schlosses. Das reiche Bildmaterial ermöglicht es, den Werdegang der Anlage vom späten Mittelalter bis zur Zerstörung im 17. und 18. Jahrhundert in allen Einzelheiten nachzuvollziehen. Welche Bedeutung die wissenschaftliche Arbeit für die Staatlichen Schlösser und Gärten hat – das stellte Geschäftsführer Michael Hörrmann bei der Buchpräsentation in den Vordergrund. „Eine zentrale Aufgabe der Staatlichen Schlösser und Gärten ist die Vermittlung: Wir bringen den Menschen die Monumente des Landes in ihrer Geschichte und Bedeutung nah.“ Das neue Buch von Julian Hanschke mit seinen vielen Erkenntnissen erweitere dafür das Fundament auf spektakuläre Weise.
WWW.SCHLOSS-HEIDELBERG.DE

SERVICE UND INFORMATIONEN

BIBLIOGRAPHISCHE DATEN
Schloss Heidelberg. Architektur und Baugeschichte.
Julian Hanschke

Herausgeber: Julian Hanschke; Institut für Baugeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
ISBN/EAN: 9783000509278
496 Seiten, 551 Farbabbildungen, 21,5 x 27 cm, Hardcover
Preis: 49,90 €

DER AUTOR
Julian Hanschke, Dr.-Ing, geb. 1979 in Freiburg im Breisgau, studierte Architektur an der Universität Karlsruhe (TH) und Denkmalpflege an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Seit 2006 ist er Akademischer Angestellter am Fachgebiet Baugeschichte des KIT. 2009/10 war er als Denkmalpfleger bei der Stadt Landau tätig. Julian Hanschke verfasste zahlreiche Publikationen zu baugeschichtlichen Themen. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Architektur des Mittelalters und der Renaissance.

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