Montag, 11. April 2016

Schloss Heidelberg | Allgemeines HISTORISCHE ZEUGNISSE DER SPORTGESCHICHTE

Schloss Heidelberg ist weit mehr als eine berühmte Ruine: Die spektakuläre Residenz der pfälzischen Kurfürsten aus der Renaissance birgt auch solche Raritäten wie zwei Ballspielfelder aus dieser Zeit. Das Traumziel der Deutschlandtouristen als Monument der europäischen Sportgeschichte? Auch das ist Schloss Heidelberg. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg tragen dieser unerwarteten historischen Dimension von Schloss Heidelberg Rechnung mit der neuen Führung „Mit dem Balonen gespielet, zum Ring gerennet“.

Wettkampfbahn im Schlossgarten: Das Schloss als Monument der Sportgeschichte

Schloss Heidelberg ist weit mehr als eine berühmte Ruine: Die spektakuläre Residenz der pfälzischen Kurfürsten aus der Renaissance birgt auch solche Raritäten wie zwei Ballspielfelder aus dieser Zeit. Das Traumziel der Deutschlandtouristen als Monument der europäischen Sportgeschichte? Auch das ist Schloss Heidelberg. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg tragen dieser unerwarteten historischen Dimension von Schloss Heidelberg Rechnung mit der neuen Führung „Mit dem Balonen gespielet, zum Ring gerennet“.

LEIBESÜBUNGEN UND "ADELIGE KURTZWEYL"
Sport ist keine Erfindung der Moderne – auch wenn die Vorstellung schwer fällt, dass die vornehmen Damen und Herren des 16. und 17. Jahrhunderts in ihren zeremoniellen Gewändern spielerische Wettkämpfe austrugen. Die meisten Sportarten haben eine lange und adelige Vorgeschichte. In Südwestdeutschland wurden viele Sportarten zur „adeligen Kurtzweyl" ausgeübt: Ringleinstechen, Fußturniere, Jeu de Paume, Pallone, Paille maille, Federball-Vorläufer – und natürlich die Jagd.

WETTKAMPFBAHN IM HEIDELBERGER SCHLOSSGARTEN
Trotz der reichen Tradition: Dass sich im Heidelberger Schlossgarten gleich zwei Sportfelder für ein Schlagballspiel erhalten hat, grenzt fast an ein Wunder. Im 17. Jahrhundert war Schloss Heidelberg berühmt für seinen außergewöhnlichen Schlossgarten, den Hortus Palatinus. Teile der ursprünglichen Anlage haben sich auf der oberen Terrasse erhalten, darunter eine Spielbahn für das Paille-Maille-Spiel. „Dieses Schlagballspiel war ein Vorläufer des heutigen Krockets“, erklärt Michel Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Bei diesem Spiel versuchten die Spieler, mit einem Holzhammer einen Holzball mit möglichst wenigen Schlägen entlang einer langen Bahn durch einen eisernen Reifen zu schlagen“, beschreibt er den Spielablauf. „Und die Bahnen waren weit verbreitet: An vielen Orten haben sich noch Straßen oder Ortsbezeichnungen erhalten, etwa in London die Pall Mall oder auch im württembergischen Esslingen die Maille.“

FACHMANN FÜR HISTORISCHE SPORTARTEN
Michael Hörrmann ist nicht nur der Geschäftsführer der baden-württembergischen Schlösser, er ist zudem Fachmann für historische Wettkämpfe. Die Leidenschaft für den Sport bestimmte schon früh den thematischen Schwerpunkt des Historikers, der sein Studium mit einer Arbeit über höfische Leibesübungen der Renaissancezeit abschloss. Und diese Begeisterung hat Michael Hörrmann wieder erfasst, seit im letzten Jahr auf einer der Terrassen des Heidelberger Schlossgartens das rechteckige Feld freigelegt wurde, das im 16. und 17. Jahrhundert für das Paille-Maille-Spiel genutzt wurde.

WETTKÄMPFE ALS TEIL DES HÖFISCHEN LEBENS
Übungen der körperlichen Geschicklichkeit und sportliche Wettkämpfe waren fester Bestandteil adeliger Lebensentwürfe. „Das gilt für den höfischen Alltag, aber auch für die großen Hoffeste“, erläutert Michael Hörrmann. Absolute Favoriten waren die Jagd und das Ringrennen. Dieser Reiterwettkampf war ein verfeinerter Nachfahre der mittelalterlichen Turniere. „Ringrennen hatte seinen festen Platz in der Ausbildung der adeligen Männer“, weiß der Historiker Hörrmann. Ebenfalls fest verankert im höfischen Angebot an Leibesübungen waren Wettschießen und natürlich der Tanz.

ORIGINALSCHAUPLÄTZE IN HEIDELBERG ERHALTEN
Michael Hörrmann: „In unseren Monumenten haben sich die authentischen Orte erhalten, an denen das Leben früherer Jahrhunderte stattfand.“ Für die Arbeit der Staatlichen Schlösser und Gärten sei dies ein zentrales Element: „Wir zeigen die Geschichte da, wo sie in der Architektur der Schlösser und Burgen ihre Spuren hinterlassen hat.“ An vielen Orten sind noch die Zeugnisse der Jagd zu sehen. Typisch seien hier vor allem die radial verlaufenden Alleen in der Umgebung eines Jagdschlosses, die sogenannten Jagdsterne. „Daher können wir in vielen Führungen auch auf die Jagd und ihre soziale Bedeutung eingehen“, erläutert Michael Hörrmann. Auf Schloss Heidelberg hat sich nicht nur die Wettkampfbahn für das Paille-Maille-Spiel erhalten, die vermutlich auch für Pallone, Federball und Kegelspiel genutzt wurde. Ebenfalls noch existent ist das alte Ballhaus zwischen Ruprechts- und Bibliotheksbau. Heute verschwunden hingegen ist das neue Ballhaus, das dem Bau der Karlsschanze geopfert wurde. Beide Ballhäuser hatten den gleichen Zweck: Sie waren großzügige Gebäude für das „Jeu de Paume“ – also die Vorläufer von Tennishallen.

VIELE ZEUGNISSE DER SPORTKULTUR
„Dass die Paille-Maille-Bahn ein ganz offizieller Teil der Heidelberger Schlossanlage war, sieht man sogar auf den bekannten historischen Abbildungen, etwa der Ansicht, die Jacques Fouquier vom Heidelberger Schloss und dem Hortus Palatinus gemalt hat“, erklärt Michael Hörrmann: „Die große Allee am linken Bildrand ist die Paille-Maille-Bahn. und wenn man näher hinsieht, entdeckt man zwei Gruppen, die gerade Paille-Maille spielen.“ Wie beliebt diese Ballspiele waren, zeigt sich auch an der hohen Zahl von schriftlichen Quellenfunden. „Wir können uns daher ein recht präzises Bild davon machen, wie diese Spiele am kurfürstlichen Hof in Heidelberg ausgesehen haben – aber das gleiche gilt auch für den Hof in Stuttgart oder in den badischen Markgrafschaften.“

SERVICE
„Mit dem Balonen gespilet, zum Ring gerennet: Spiel und Spaß im Garten wie bei Kurfürstens“
Sonderführung für Familien mit Kindern ab 8 Jahren

REFERENT
Dr. Christoph Bühler, Heide Roth-Bühler oder Lucia Thelen

TERMINE
Sonntag, 15. Mai 2016, 14.30 Uhr
Sonntag, 19. Juni 2016, 14.30 Uhr
Sonntag, 11. September 2016, 14.30 Uhr

INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Service Center der kurpfälzischen Schlösser Heidelberg, Mannheim und Schwetzingen
Telefon +49 (0) 62 21 . 6 58 88-0
Telefax +49 (0) 62 21 . 6 58 88 -18
service@schloss-heidelberg.com

Eine telefonische Anmeldung ist unbedingt erforderlich.

PREIS
Erwachsene 13,00 €
Ermäßigte 7,00 €
(jeweils inklusive Bergbahnticket)

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