Der Artenschutz geht vor: 2016 pausiert der Weihnachtsmarkt
Der Entscheidungsprozess war langwierig und erst im Oktober war es ganz klar: Der Weihnachtsmarkt auf dem Stückgarten kann so nicht mehr stattfinden. Das adventliche Erlebnisangebot auf dem Schloss wird jetzt deutlich umgestaltet, damit der Schutz der bedrohten Fledermäuse zuverlässig gewährleistet werden kann. „Das war keine leichte Entscheidung, aber wir haben sie bewusst und mit Überzeugung getroffen. Wir werden keine Veranstaltung durchführen, bei der mittelfristig die begründete Gefahr besteht, dass sie den Bestand unserer Heidelberger Schlossfledermäuse gefährdet“, so Michael Hörrmann und Andreas Falz, die Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.
IM ZWEIFELSFALL FÜR DEN NATURSCHUTZ
Der Weihnachtsmarkt auf dem Heidelberger Schloss ist ein großer Erfolg – und das ist auch kein Wunder, die Stimmung im Stückgarten, umgeben von der mächtigen Kulisse der Schlossruinen und mit dem Ausblick über Altstadt und Neckartal ist einzigartig. In den letzten Jahren hatte sich aber gezeigt, dass die Fledermäuse, die Schloss Heidelberg zu ihrem Winterquartier gemacht haben, unter der Unruhe in der Adventszeit leiden. Bei Untersuchungen ergaben sich erste Anzeichen, dass die Zahl der Tiere im Heidelberger Schloss abgenommen hat. Deshalb setzen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg erstmals den Weihnachtsmarkt aus – mit sofortiger Wirkung. Mit dieser Nachricht traten Michael Hörrmann und Andreas Falz, die beiden Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, jetzt an die Öffentlichkeit.
SCHUTZMASSNAHMEN WERDEN WEITER GEPRÜFT
Im Vorfeld der Entscheidung hatten die Staatlichen Schlösser und Gärten mögliche Schutzmaßnahmen für die Bereiche der Schlossmauern geprüft, in denen sich die Nistplätze der Fledermaus befinden. Die Folge: Der Weihnachtsmarkt auf Schloss Heidelberg kann nicht mehr stattfinden – zumindest vorerst, bis man über die Situation der Fledermäuse mehr Fakten hat und bis weitere Schutzmaßnahmen überprüft sind.
SCHWIERIGE ENTSCHEIDUNG
In der Zusammenschau der möglichen und überprüften Maßnahmen wurde deutlich: Alle Vorrichtungen, die die Winterschlafplätze der Fledermäuse sichern sollen, wären unvollständig, kein ausreichender Schutz – und obendrein unverhältnismäßig teuer. Die theoretisch möglichen Ausweichstandorte im Schlossareal würden Investitionen in die Infrastruktur nötig machen, die nicht zu finanzieren sind. Vor allem vor dem Hintergrund des Rückgangs der Fledermauspopulation am Stückgarten entschloss man sich, jetzt zu reagieren. „Wir haben uns angesichts der Situation der Fledermäuse zum Handeln entschlossen und dafür, den Weihnachtsmarkt so lange pausieren zu lassen, bis die Maßnahmen und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung klar sind. Der Rückgang der Fledermaus-Population am Stückgarten war und ist ein starkes Warnsignal für uns.“ So fasst Geschäftsführer Michael Hörrmann die Fakten zusammen.
FRÜHZEITIGE INFORMATION AN DIE TEILNEHMER
Dass die Durchführung des Weihnachtsmarkts für 2016 keineswegs sicher ist, wissen die potenziellen Aussteller bereits seit dem Ende des Weihnachtsmarktes 2015. Damals hatte die Marktveranstalterin alle Mitwirkenden darüber informiert, dass für 2016 der Markt neu genehmigt werden müsse – und dass es nicht sicher sei, ob dann ein Markt durchgeführt werden kann. Auch der Hinweis auf die späte Entscheidung war bereits am Jahresende 2015 klar: Frühestens im August 2016 sollte sich die Entscheidung klären. Und auch, dass aufgrund von Unterlagen, die nachgereicht werden mussten, schließlich erst im Oktober die Entscheidung fallen sollte, war den Marktteilnehmern klar. „Den Teilnehmern erst so spät endgültig Bescheid geben zu können, war ein Problem für die Planung – bei allen Beteiligten“, erklärt Michael Bös, der Leiter der Schlossverwaltung. Man habe daher von Anfang an die Unsicherheit des Weihnachtsmarktes kommuniziert.
EUROPAWEIT EINMALIGE FLEDERMAUSPOPULATION
„Als wir vor einigen Jahren den Weihnachtsmarkt als Projekt entwickelt haben, war für uns von vornherein klar, dass wir nur im ständigen Blick auf den Artenschutz und in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden arbeiten können“, erläutert Geschäftsführer Andreas Falz das Vorgehen der Staatlichen Schlösser und Gärten. Jetzt musste abgewogen werden – die Gefährdung der Fledermäuse und der beliebte Weihnachtsmarkt in den beiden Waagschalen: „Da musste die Entscheidung natürlich für den Natur- und Artenschutz fallen“. Die Fledermaus-Population in den Mauern des Heidelberger Schlosses ist europaweit einmalig und muss geschützt werden. „Die Entscheidung wird uns Besucher und Einnahmen kosten. So schmerzhaft das auch sein mag, die Entscheidung ist sinnvoll, notwendig und unumgänglich“, fasst Michael Hörrmann den Prozess zusammen.
ADVENTLICHE ROMANTIK IM SCHLOSS
Ohne ein attraktives stimmungsvolles Angebot soll die Adventszeit in der romantischen Schlossruine, eben erst von ausländischen Besuchern zur beliebtesten Schlossanlage Deutschlands gewählt, dennoch nicht stattfinden. Allerdings wird das Angebot verkleinert, leiser und rund um den großen geschmückten Weihnachtsbaum auf den Innenhof konzentriert. Herzstück des Adventserlebnisses soll ein stimmungsvoller Wettbewerb kurpfälzischer Chöre und Musikgruppen werden, die über die Vorweihnachtszeit die Besucher mit Proben ihres Könnens erfreuen werden. Über eine Online-Abstimmung können die Schlossgäste ihr Lieblingsensemble wählen.
EINLADUNG AN CHÖRE UND MUSIKGRUPPEN
„Wer noch mitmachen will, soll sich schnell anmelden“, erklärt Michael Hörrmann. Chöre und Ensembles aus der Kurpfalz, die in der Adventszeit auf dem Heidelberger Schloss singen und spielen wollen, können sich über das Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg melden und bewerben. Als Belohnung für den Aufwand werden die Fahrtkosten erstattet – Tickets für den ÖPNV und die Fahrt mit der Bergbahn zum Schloss – und es gibt einen Vespergutschein im Schloss. Die Anmeldung und die Bedingungen fürs Mitmachen findet man bequem im Internetportal der Staatlichen Schlösser und Gärten: www.schloss-heidelberg.de, weiter mit „Aktuelles“.
ZUSATZINFORMATION: ARTENSCHUTZ IN SCHLOSS HEIDELBERG
Schloss Heidelberg ist das bedeutendste Winterquartier für Fledermäuse in Nordbaden. Hier leben die Zwergfledermaus, die nur so viel wiegt wie zwei Stück Würfelzucker, und das Große Mausohr, mit bis zu 40 cm Flügelspannweite die größte heimische Fledermausart. In den Wintermonaten hängen die Fledermäuse in den Mauern des Heidelberger Schlosses: in den Kasematten, den Türmen und Palastbauten. Wird ihr Winterschlaf gestört, schwärmen sie aus und verlieren ihre Winterreserven, was zu ihrem Tod führen kann. Die Tiere, allesamt stark gefährdet, stehen unter Artenschutz. Um ihren Bestand zu sichern, müssen alle Aktivitäten im Schloss immer vor dem Hintergrund der Bedürfnisse der Fledermäuse überprüft werden. Beispielsweise ruhen alle Bauarbeiten an den betroffenen Mauerpartien während der Zeit des Winterschlafs, um die Tiere nicht zu beunruhigen.
Dienstag, 18. Oktober 2016
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DAS SCHLOSS IN DER ADVENTSZEIT
Der Entscheidungsprozess war langwierig und erst im Oktober war es ganz klar: Der Weihnachtsmarkt auf dem Stückgarten kann so nicht mehr stattfinden. Das adventliche Erlebnisangebot auf dem Schloss wird jetzt deutlich umgestaltet, damit der Schutz der bedrohten Fledermäuse zuverlässig gewährleistet werden kann. „Das war keine leichte Entscheidung, aber wir haben sie bewusst und mit Überzeugung getroffen. Wir werden keine Veranstaltung durchführen, bei der mittelfristig die begründete Gefahr besteht, dass sie den Bestand unserer Heidelberger Schlossfledermäuse gefährdet“, so Michael Hörrmann und Andreas Falz, die Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.