Gemälde des Hortus Palatinus von Schloss Heidelberg, unbekannter Meister um 1600

MEISTERWERK DER WASSERTECHNIKDer Hortus Palatinus

Im 17. Jahrhundert war Schloss Heidelberg berühmt für seinen außergewöhnlichen Schlossgarten: den Hortus Palatinus. Dieser „Pfälzer Garten“ begeisterte durch seine terrassenförmige Anlage, kunstvolle Beete und zahlreiche Wasserspiele.

Schloss Heidelberg, Kupferstich, Garten

Kupferstich der Gartenanlage am Schloss.

SPEKTAKULÄRE GARTENANLAGE

Genialer Planer des Gartens war der französische Architekt und Ingenieur Salomon de Caus (1576–1626). Sein Auftraggeber, Kurfürst Friedrich V., ließ die Gartenanlage zwischen 1616 und 1619 auf den Terrassen südöstlich des Schlosses anlegen. Um Platz für die unterschiedlich hoch gelegenen Gartenpartien zu schaffen, mussten Teile des steilen Berghangs gesprengt werden. Das reiche Quellwasservorkommen am Hang des Königstuhls versorgte die zahlreichen Brunnen und Wasserspiele, die den Garten belebten.

Schloss Heidelberg, Garten, Grottengalerie

Von der einstigen Bädergalerie sind nur noch Fragmente erhalten.

ALS „ACHTES WELTWUNDER“ GERÜHMT

Die einzelnen Gartenbereiche waren im Stil italienischer Renaissance-Gärten ganz unterschiedlich gestaltet. Zierbeete, Irrwege, Lusthäuschen und exotische Pflanzen entzückten die höfische Gesellschaft. Eine besondere Attraktion waren die raffinierten Wasserkünste: kunstvolle Springbrunnen, „Wasserscherze“, die die Besucher durch versteckte Drüsen bespritzten, und „magische Maschinen“, die die Kraft des Wassers in Bewegung setzte. Die Zeitgenossen rühmten den Garten als „achtes Weltwunder“.

Ausschnitt aus dem Gemälde von Schloss Heidelberg mit dem Hortus Palatinus, Jacques Fouquières, Öl auf Leinwand, 1620

Knotenbeete und Irrgärten gehörten zum Hortus Palatinus.

SPIELE, KAMMERN UND GROTTEN

Von der in den Hang hineingebauten Bädergalerie haben sich nur bauliche Überreste erhalten. Ehemals luden die Bäderkammern mit Meisterwerken der Wassertechnik, darunter kunstvolle Wasserspiele und mechanische Wasserorgeln, zum Verweilen ein. Als Teil der ursprünglichen Gartenarchitektur kann die Große Grotte besichtigt werden. Muscheln, Korallen und Tropfsteinen schmückten einst ihr Inneres. Vor dem prächtigen Eingang zur Grotte ruht in der Mitte eines Wasserbeckens der Flussgott „Vater Rhein“.

Entwurf von Salomon de Caus für Brunnenfiguren, Foto: Medienzentrum Heidelberg

Die Entwürfe von Salomon de Caus für den Garten sind noch erhalten.

Unvollendetes Gesamtkunstwerk

Nachdem Friedrich V. in Böhmen zum König gewählt worden war und die Kurpfalz verließ, gingen die Arbeiten am Hortus Palatinus nicht weiter. Im 18. Jahrhundert wurde ein Teil des reichen Skulpturenschmucks in die Schlösser Mannheim und Schwetzingen gebracht. Das Gartenareal diente vor allem als Gemüsegarten. Die von Salomon de Caus angefertigten Stiche vermitteln noch heute einen Eindruck von dem geplanten Gesamtkunstwerk – ein Grund, immer mal wieder von einer Rekonstruktion des Gartens zu träumen.

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